Montag, 7. Mai 2012

Kurioses Buch - "Die scheußlichsten Länder der Welt"

Das Buch "Die scheußlichsten Länder der Welt", Untertitel "Mrs. Mortimers übellauniger Reiseführer" von Mrs. Favell Lee Mortimer, mit einem Vorwort versehen von Todd Pruzan, liegt gerade auf meinem Nachttischchen. Gerne hole ich es hervor, wenn ich vor dem Einschlafen etwas Humorvolles lesen will.
Es ist so skurill, dass es sehr vergnüglich zu lesen ist, auch wenn es nur so wimmelt vor Vorurteilen und abstrusen Behauptungen - oder gerade deswegen. Herr Todd Pruzan hat dieses Buch wieder aus der Versenkung hervorgeholt. Mrs. Mortimer lebte von 1802 bis 1878 und war (Zitate aus dem Klapptentext) "... eine überaus erfolgreiche Kinderbuchautorin; ihre strengen, bigotten Bände wurden im neunzehnten Jahrhundert zu Bestsellern. Danach verfasste sie Reiseliteratur, wobei sie keines der Länder, über die sie schrieb, je selbst besuchte." "Ihre skurillen Reiseführer strotzen nur so vor Boshaftigkeiten. Drei Werke über alle bekannten Erdteile legte sie vor - umso bemerkenswerter, als sie selbst nie auf Reisen ging. .......  Ihr komplettes Wissen stammte aus Nachschlagewerken, die sie entsprechend pessimistisch interpretierte ...
Da ist dann beispielsweise über Deutschland zu lesen: "... Im Erdgeschoss ist der Kuhstall, was an sich nichts Schlechtes wäre, wäre das Zimmer im ersten Stock sauber; aber so ist es nicht. Weil die Frauen so viel draußen sind, halten sie ihre Häuser nicht sauber. Drinnen stehen eine Anrichte mit Borden, Betten mit Vorhängen und ein Herd, aber alles ist schmutzig und unbequem". 
Weil man weiß, dass sie sich ihre Informationen für ihre Beschreibungen aus Bildern und Texten von Nachschlagewerken holte, kann man sich eines Schmunzelns nicht erwehren, vor allem, wenn man merkt, wie stark sie oft übertreibt oder noch etwas hinzudichtet.
Weiter schrieb sie: "Aber nützliche Bücher lesen sie (die Frauen - Anmerkung von mir) nicht gern. Wenn sie lesen, dann nur Romane über Menschen, die gar nicht gelebt haben. Dann wäre es doch besser, gar nichts zu lesen als solche Bücher."
Ein hartes Urteil. Aber berechtigt. Wie kann man nur Bücher über imaginäre Menschen lesen? - Einfach indiskutabel! Als Liebhaberin gerade solcher Phantasieromane musste ich hier besonders schmunzeln.
Aber selbst über ihr eigenes Land weiß sie nichts Gutes zu berichten: "In Gesellschaft sind die Engländer nicht sehr angenehm, weil sie Fremde nicht mögen und sich auch nicht gern um sie bemühen..." - Aber sie findet auch: "Dennoch sind sie vielleicht die glücklichsten Menschen auf der Welt, denn in keinem anderen Land gibt es so viele Bibeln wie hier."
Das sind nur einige Auszüge aus einem in weiten Teilen vergnüglich zu lesenden Buch. Einige Passagen machen allerdings auch nachdenklich, weil sie tatsächliche Zustände zu dieser Zeit beschreiben, wie z. B. Kinderarbeit, die zu der Zeit üblich war. Zu bestellen in jeder Buchhandlung oder online z. B. HIER (bücher.de) oder gebraucht HIER (booklooker).
Ich finde: Lesenswert!